Jahresbericht des Vorsitzenden für das Geschäftsjahr 2022

Liebe Vereinsfreunde und Gäste. Ich freue mich, dass wir heute zur Mitgliederversammlung beisammen sein können. Mein Bericht erstreckt sich auf das zurückliegende Vereinsjahr, seit der letzten Mitgliederversammlung im November 2021.

Die Mitgliederzahl unseres Vereins ist mit 81 Mitgliedern gleich geblieben. Vier Eintritten standen ein Austritt aus Altersgründen und drei verstorbenen Mitglieder entgegen. Ausgetreten ist der 96jährige Heinz Schade, dessen Einsatz und Weitsicht ich noch einmal begegnet bin, als ich Akten zur Neugründung des Archivs aus den Jahren um 2007 nachgelesen habe. Er hat mit seinen Leserbriefen, Interventionen bei Politikern in Opposition zu den Plänen des Heimatbundes wesentliches zur Trennung des Instituts vom Heimatbund und damit zur Rettung der Institutsbestände beigetragen. Auch in unserem neuen Verein hat er regelmäßig und aktiv an den Vorträgen teilgenommen und Anregungen gegeben.

Schon Ende Dezember 2019 war unsere Mitglieder Hans Kettenburg aus Unterstedt verstorben, wir haben aber erst 2022 davon Kenntnis bekommen, weil die Familie den Mitgliedsbeitrag weiter entrichtet hatte. Hans Kettenburg war ein umfassend historisch interessierter Landwirt und Sammler von Nachrichten zu seinem Heimatort Unterstedt. Im Frühjahr 2022 starb Werner Klee aus Rotenburg. Er war langjähriger Leiter des Stadtordnungsamtes und ehrenamtlich an zahlreichen Positionen in der Stadt Rotenburg engagiert, so im Deutschen Roten Kreuz, in der Michaelsgemeinde und vor allem in der Städtepartnerschaft mit der flämischen Stadt Aalter. Werner Klee war seit 2011 Mitglied des Vereins. Den kürzlich verstorbenen Dr. Günter Petschel hier vorzustellen ist sicher nicht nötig. Seine Verdienste für die regionale Rotenburger Geschichtsforschung als Leiter des Instituts für Heimatforschung sind gar nicht aufzuzählen. Wir waren sehr froh und auch stolz, dass er sich entschlossen hatte, in unserem Verein kurz nach unser Neugründung Mitglied zu werden. Seine Frau Christa und er haben regelmäßig unsere Mitgliedesversammlungen und Vorträge besucht. Er hat dem Archiv für Heimatforschung testamentarisch seine wissenschaftliche Bücherei überantwortet. Im heute vorzustellenden Band ist ein Nachruf auf ihn abgedruckt. Ich bitte Sie sich zum Angedenken an unsere Mitglieder Hans Kettenburg, Werner Klee und Dr. Günter Petschel zu erheben.

Unseres Verein ist schuldenfrei, wie Ihnen Wilhelm Hahne im Anschluss vortragen wird. Während wir den heute erscheinenden Band noch von dem Guthaben unseres Vereinskontos begleichen können, wäre das aber für kommende Jahre nicht möglich gewesen. Wir haben auf der Einnahmeseite unsere Mitgliedsbeiträge in Höhe von 2000 €, die Festabnahme von Büchern durch das Kreisarchiv (in Rahmen des Schriftentausches im Archiv) mit Einnahmen von 1600 € und Verkaufserlöste von ca. 600 €, zusammen 4200 €. Dem stehen gestiegene Produktionskosten von über 6200 € in diesem Jahr gegenüber, wobei 450 € Zusatzkosten durch eine noch im Druckprozess notwendig gewordene Korrektur aufgelaufen sind.  Durch die Spende des Erlöses der Niedersächsischen Tafelrunde 2018, konnten wir das damals auch noch geringere Defizit der letzten vier Bände ausgleichen. Daher hatten wir jetzt einen Antrag gestellt, erneut in den Genuss der Einnahmen dieser Überschusses zu kommen. Dem wurde dankenswerterweise zugestimmt, so dass wir beruhigt in die nähere Zukunft blicken können.

In diesem Herbst haben wir dankenswerter Weise auch eine Zuwendung der Hardtke-Stiftung aus Zeven erhalten. Hans-Herlof Hardtke, der Gründer und Eigentümer der weltweit operierenden Firma Lisega s.A., hat diese Stiftung ins Leben gerufen, mit der er in der Vergangenheit viele Vereine und ihre ehrenamtliche Tätigkeit gefördert hat. Anlass für unserer Anfrage war, dass wir eine Traueranzeige seiner Firma veröffentlicht hatten. In ihr wurde von Seiten der Firmenleitung dem 2010 verstorbenem jüdischen Mitarbeiter Henry Wolff gedacht. Er war 1959 mit seiner Familie aus den Exil in Kolumbien zurückgekehrt und hatte 24 Jahre bei der Firma Lisega gearbeitet. Seiner Familie und anderen jüdischen Heimkehrern nach Zeven haben wir einen Artikel in dem heute vorzustellenden Band der Rotenburger Schriften gewidmet.

Diese erfreulichen Zuwendungen erheben uns aber nicht der Pflicht auch auf der Ausgabenseite nach Einsparungsmöglichkeiten zu suchen. Die kombinierten Kosten für Layout und Druck sind erheblich angestiegen, so dass wir das Gespräch mit dem Verlag aufnehmen müssen, ob wir günstiger verfahren könnten.

Im Jahr 2022 haben wir 6 Vorstandssitzungen im Archiv für Heimatforschung abgehalten. Wichtigste Themen waren dort die Rotenburger Schriften und die Organisation der Landkartenausstellung. Ansonsten sind unsere Sitzungen ein interessanter Austausch zu Projekten und Entwicklungen im Landkreis, auf denen wir uns in entspannter Runde zu neuen Fragestellungen und alten Zusammenhängen austauschen.

Zur Landkartenausstellung: Die Vorbereitungen waren ja in 2020 schon abgeschlossen, die Karten ausgewählt, gerahmt und die Erläuterungen geschrieben. Unterstützung gewährte uns der Landschaftsverband Stade. Weitere Förderer werden im Folgenden noch vorgestellt. Es dauerte aber bis zur letzten Mitgliederversammlung im Herbst 2021, bis wir die Rahmen hängen und die Ausstellung im Foyer des Kreishauses eröffnen konnten. Die Begleitbroschüre wurde uns vom Druckzentrum des Landkreises erstellt. Inzwischen mussten wir schon die dritte Auflage drucken, weil die ersten beiden vergriffen waren und wir noch Ergänzen und Korrekturen am Text vorzunehmen hatten. Die Ausstellung ist eine Wanderausstellung. Nachdem sie ca. acht Wochen im Foyer des Kreishauses gezeigt worden war, haben wir sie in den Räumen des Museums Kloster Zeven präsentieren können. Dort war ein hoher Besucherzuspruch, vor allem die Führungen wurden so gut angenommen, dass der Raum die Interessenten kaum fassen konnte. Von Zeven aus kamen die Karte in das Foyer der Sparkasse in Scheeßel. Die Sparkasse Scheeßel hatte aus Überschüssen ihres Prämiensparens die Rahmung der Karten gefördert. Dort können wir die Besucherfrequenz schwer abschätzen aber die Anzahl der mitgenommenen Broschüren spricht dafür, dass auch hier das Interesse gut war. Hier hatten wir zu Beginn und zum Abschluss Führungen angeboten, die allerdings nur wenig frequentiert wurden. Als Nebeneffekt der Ausstellung wurden uns von Scheeßler Heimatverein drei Karten vorgestellt, die aus Schenkungen in ihren Besitz gekommen waren. Je eine Karte des 17. und 18. Jahrhunderts finden sich auch in der Sammlung des Landkreises wieder. Die dritte Karte aus dem Ende des 19. Jahrhunderts aber ist eine Rarität, also weder im Handel noch in den Kartenbibliotheken verzeichnet. Sie zeigt den Altkreis Rotenburg mit dem Lauenbrücker Korridor, ist also vermutlich um 1880 entstanden. Sie ist von Scheeßler Heimatverein an das  Kreisarchiv abgegeben worden, wofür wir sehr danken. Dort muss sie noch restauratorisch behandelt werden. Wir wollen sie und weitere historische Karten des Altkreises Rotenburg im kommenden Jahr in den Rotenburger Schriften vorstellen.

Wir hatten die Stiftung der Sparkasse Rotenburg Osterholz, die schon die Anschaffung der Landkartensammlung durch den Landkreis gefördert hatte, auch für die Ausstellungsmitfinanzierung gewinnen können. Von Anfang November bis zur ersten Dezemberwoche hängen die Karten jetzt in der Bremervörder Filiale der Sparkasse Rotenburg Osterholz. Auch die notwendige Neurahmung von zwei der Karten wurde von der Sparkasse übernommen. Ab Januar 2023 werden wir die Karten in den Räumen des Niedersächsischen Landesarchivs in Stade zeigen. Dort soll die Ausstellung durch weitere Manuskriptkarten aus dem Besitz des Archivs ergänzt werden und ein Begleitprogramm mit Vorträgen hinzukommen.

 Der Heimatverein Sottrum ist jüngst an uns herangetreten, um die Ausstellung in seinem neuen Veranstaltungshaus, das er neben dem Heimathaus errichtet hat, zu zeigen. Diese Präsentation wird im März/April des kommenden Jahres stattfinden.

Das andere große Thema unserer Vorstandsarbeit waren der Band 102 der Rotenburger Schriften, den Sie heute erhalten werden. Frau Knoop und ich werden ihn an Anschluss an diese Mitgliederversammlung vorstellen und dann an die Mitglieder und Autoren verteilen bzw. verkaufen.

Der Band erreicht einen Umfang von 242 Seiten. Damit war es etwas weniger umfangreich als die Vorläuferbände. Alle zwölf Bände der vergangenen Jahre waren zwischen 210 und 320 Seiten stark. Die Kosten für die Auflage von 400 Exemplaren haben sich in den letzten vier Jahren zwischen 4400 und 5400 € bewegt. Der heutige Band kostete wie gesagt 6200 €. Die Summe sind die Druck- und Layout-Kosten des pd-Verlags in Heidenau mit unser überaus geduldigen und kompetenten Layouterin Frau Katrin Schwarz. Die Redaktion aus Frau Dr. Luise Knoop, Herrn Dr. Walter Jarecki und mir arbeitet ehrenamtlich.  Meinen Mitherausgebern möchte ich Dank und ein großes Kompliment für die Qualität ihrer Arbeit sagen.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen aus unserem Vorstand Herr Wirtschaftsprüfer Wilhelm Hahne als Kassenwart, Herr Michael Meyer als stellvertretender Vorsitzender, der sich heute wegen einer notwendig gewordenen Quarantäne entschuldigen lässt und Herr Dr. Stefan Hesse als Schriftführer. Ihre Zuverlässigkeit lässt das Amt des Vorsitzenden für mich tragbar sein. Besonders positiv ist auch die Rolle, die als dritter Vorsitzender Sönke Kosicki in unserem Vorstand übernommen hat. Als Kreisarchivar ist er auch für das hiesige Archiv für Heimatforschung und seine Bestände verantwortlich. Dass wir alle damit zusammenhängenden Fragen auf unseren Vorstandssitzungen erörtern können, entspricht dem Ideal der kurzen Wege und der direkten Zusammenarbeit. Sein Bericht über die Arbeit des Kreisarchivs folgt im Anschluss. Als Beigeordnete ist Frau Dr. Luise Knoop im Vorstand vertreten. Neu hinzugekommen als Beigeordnete sind Frau Esther Meyer-Biemold aus Tiste und Herr Helmut Köster aus Rotenburg. Frau Meyer-Biemold hat intensiv zur Familie von Schulte und ihren Wohnsitz in Burg-Sittensen geforscht und publiziert, sie auch im neuen Band mit zwei Beiträgen vertreten. Herr Köster hat in einem Nebengebäude auf seinem elterlichen Grundstück in der Turmstraße Rotenburgs ein Museum der Böttcherei, also Faßmacherei eingerichtet, das in großen Teilen mit den Werkzeugen bestückt ist, die sein Vater als Böttcher verwendet hat und den Gegenständen, die er hergestellt hat. Es wurde im Oktober des Jahres der Öffentlichkeit vorgestellt.

Zum Abschluss meines Berichtes seien am Rande noch einige Themen erwähnt, die wir bearbeitet haben. Der Wechsel von Frau Schulz zu Frau Bierwirth bedeutete eine Verständigung über den Umfang und die Art der Aufgaben, die von den Archivbetreuerinnen übernommen werden können. Auch Frau Bierwirth hatte heute schon wieder ihren letzten Arbeitstag. Sie wechselt in eine öffentliche Bücherei in die Nähe Hamburgs. Wir danken ihr für die gute Zusammenarbeit und wünschen ihr für die Zukunft viel Freude an der Arbeit. Die Neubesetzung der Stelle wird sicher bis zum Frühjahr dauern, so dass auch die Besucherbetreuung durch das Kreisarchiv schwieriger werden wird.

 Wir vom Vorstand haben einzelne Führungen durch das Archiv organisiert und z.B. Schüler, die im Rahmen des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten tätig sind, betreut. Auch für das kommende Jahr ist schon eine Besuchergruppe angekündigt, die Stefan Hesse, Sönke Kosicki und ich betreuen werden.

Mit dem Stadtarchiv in Rotenburg und ihrer Leiterin Frau Marina Scheiermann besteht eine gute Zusammenarbeit. Hier ist erfreulich zu vermerken, dass mit ihr eine Kontinuität in die Arbeit dort eingezogen ist. Sie hat inzwischen z.B. auch die alten Bestände des aufgelösten Heimatbundes geordnet und erschlossen, so dass man dort mit geringem Arbeitseinsatz recherchieren kann. Auch mit einem Vorstandsmitglied des Rudolf-Schäferhaus-Vereins haben wir Gespräche geführt, da dort eine Ergänzung der Ausstellung in Richtung Stadtgeschichte geplant ist.

Die Bibliothek im Archiv für Heimatforschung wächst und ist gut über das im Internet aufrufbare Gesamtverzeichnis der Norddeutschen Bibliotheken erschlossen, wozu Herr Kosicki gleich noch mehr berichten kann. Wir sind dem Landkreis dankbar für die Arbeitsmöglichkeiten, die uns im Archiv für Heimatforschung gewährt werden.

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