Jahresbericht des Vorsitzenden für das Geschäftsjahr 2024
Liebe Vereinsfreunde und Gäste, ich bedanke mich für ihr Kommen. Mein Bericht erstreckt sich auf das zurückliegende Vereinsjahr, seit der Mitgliederversammlung am 29. November 2023. Das Protokoll dieser Versammlung ist Ihnen mit der Einladung zugegangen.
Die Mitgliederzahl unseres Vereins ist mit 81 Personen gleichgeblieben. Zwei verstorbenen Mitgliedern standen zwei Beitritt gegenüber.
Im März des Jahres verstarb unsere Mitglied Günther Frick aus Hetzwege. Er hatte im Vorjahr seinen 100. Geburtstag noch feiern können. Beruflich war er Dorfschullehrer aus Überzeugung, wohl dadurch wurde er auch Chronist und Verfasser der Dorfchroniken von Hetzwege und Abbendorf. Er war auch Autor der Rotenburger Schriften: 2016 verfasste er den Aufsatz: „Die Schulen in unserer Heimat und ihre Entwicklung“.
Ebenfalls im März verstarb völlig überraschend mein Freund, unser Vereinsmitglied Prof. Dr. h.c. Herbert Rebscher aus Hesedorf. Er war einer der prominentesten Gesundheitspolitiker Deutschlands, Vorstandschef einer der großen Krankenkassen, der DAK Gesundheit, mit über 6 Millionen Mitgliedern. Zudem hatten er einen Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie an der Universität Bayreuth inne und war überaus aktiv im Publizieren von Aufsätzen zu den Themen der Organisation eines solidarischen Gesundheitswesens. Ich bat ihn 2013 um einen Beitrag zu den Rotenburger Schriften. Dieser erschein unter dem -Titel: „Geschichte und Struktur des deutschen Sozialstaatsmodells – am Beispiel der Entwicklung der sozialen Krankenversicherung“. Daraus zwei Sätze: Was ursprünglich (mit den Versicherungen gegen Krankheit, Unfälle und für eine Rente) als Sicherheitsinfrastruktur gedacht war, um soziale Härten zu vermeiden, entwickelten sich jedoch zum zentralen Grund für Wachstum und Produktivität der Gesellschaft. Und seinen engen Freund Norbert Blühm zitierend fuhr er fort: Marktwirtschaft und Wettbewerb wurden erst möglich als die großen Lebensrisiken wie Alter, Unfall und Krankheit aus den Betrieben externalisiert (also herausverlagert) werden konnten. Er hat immer auf die gedanklich tiefe Durchdringung der Strukturen und Ziele hingearbeitet und das in sozialer Verantwortung für die, die das nicht aus eigener Kraft bewerkstelligen können. So war auch sein Leben, freundlich und hilfsbereit für die Menschen der Nachbarschaft. Ich bitte Sie, sich im Andenken an die Verstorbenen zu erheben!
Unser Verein ist schuldenfrei, wie Ihnen Wilhelm Hahne im Anschluss vortragen wird. Der heute erscheinende Band ist der Dritte, den wir mit der 2022 gewährten finanziellen Unterstützung durch die Niedersächsische Tafelrunde herausgeben. Weitere Unterstützung gewährte uns in diesem Jahr die Bremische Volksbank. Es ist uns eine Ehre, dass das Vorstandsmitglied der Volksbank Mathias Dittrich heute anwesend ist.
Wir haben auf der Einnahmeseite unsere Mitgliedsbeiträge in Höhe von 2250 €, die Festabnahme von Büchern durch das Kreisarchiv (in Rahmen des Schriftentausches im Archiv) mit Einnahmen von 1600 € und Verkaufserlöste von ca. 900 €, zusammen 4750 €. Dem stehen Produktionskosten von in diesem Jahr 5800 € gegenüber. Die kombinierten Layout- und Druckkosten sind in den vergangenen Jahren gestiegen, sie sind zugleich auch die einzige große Ausgabe, die wir tätigen, wie Ihnen unser Kassenwart Wilhelm Hahne im Anschluss darlegen wird. Wir müssen jedes Jahr eine Unterdeckung von ca. 1000 € bewältigen, was mit Hilfe der genannten Spenden bisher gelungen ist.
Im Jahr 2024 haben wir 7 Vorstandssitzungen (am 13.1., 27.2., 23.4., 14.5., 25.6., 22.8. und 22.10.) im Archiv für Heimatforschung abgehalten. Wichtigste Themen waren dort die Rotenburger Schriften die Namensänderung unseres Vereins, die Entwicklungen im Kreisarchiv und die heutige Mitgliederversammlung incl. des Abendvortrag. Unsere Vorstandssitzungen sind immer ein interessanter Austausch zu Projekten und Entwicklungen im Landkreis, auf denen wir uns in entspannter Runde zu neuen Fragestellungen und alten Zusammenhängen uns austauschen. So wird dort auch die Redaktionsarbeit für die Rotenburger Schriften geleistet und z.B. nach neuen Themen gefahndet, oder Hinweise auf mögliche zukünftige Autoren erkundet.
Die wissenschaftliche Bibliothek von Dr. Petschel, die er testamentarisch dem Kreisarchiv vermacht hatte, wurde von Herr Dr. Jarecki durchgesehen, um Doubletten zu identifizieren und Bücher, für die wegen der zu speziellen Thematik keine Nachfrage zu erwarten ist, auszusondern.
Im Archiv hat sich Frau Maike Dreyer als Betreuerin der Bestände und Besucher gut eingearbeitet. Sie ist gelernte Buchhändlerin und hat sich sehr schnell in die Arbeit eingefunden. Da sie ihre Stelle zwischen Kreisarchiv, Angerburger Vereinigung und dem Medienzentrum des Landkreises teilen muss, ist sie häufig in Bremervörde und es empfiehlt sich, vor Archivbesuchen in Rotenburg telefonisch rückzufragen, ob die Öffnungszeiten eingehalten werden können.
Den größten Teil unserer Vorstandsarbeit nahm der Band 104 der Rotenburger Schriften in Anspruch, den Sie heute erhalten werden. Frau Dr. Knoop wird ihn an Anschluss an den Abendvortrag vorstellen und dann an die Mitglieder, Sponsoren und Autoren verteilen bzw. an Nichtmitglieder verkaufen. Wir haben wiederum zusätzlich viele hundert Mails unter den Herausgebern und mit der Layouterin gewechselt, um die offenen Fragen, Korrekturen etc. abzusprechen.
Der Band erreicht eine Auflage von 500 Exemplaren, davon 400 für den Verein und 100, die beim Verlag verbleiben sowie einen Umfang von 304 Seiten, das entsprich 9 ½ Druckblöcken á 32 Seiten. Damit ist er umfangreicher als die sechs Vorläuferbände. Alle 14 Bände der vergangenen Jahre waren zwischen 210 und 320 Seiten stark. Durch entsprechende Anordnung der Beiträge ist es diesmal gelungen 2 ½ der Druckblöcke in Schwarz-Weiß zu drucken, was die Kosten um ca. 150 € Euro entlastet. Der ganze Band enthält ca. 140 Abbildungen, davon die große Mehrheit in Farbe. Das Layout unserer Zeitschrift liegt von Anfang an in den Händen der überaus geduldigen und kompetenten Verlagsmitarbeiterin Katrin Schwarz, der ich hiermit in Abwesenheit danke. Die Redaktion aus Frau Dr. Luise Knoop, Herrn Dr. Walter Jarecki und mir arbeitet ehrenamtlich. Meinen Mitherausgebern möchte ich wiederum Dank und ein großes Kompliment für die Qualität ihrer Arbeit sagen.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen aus unserem Vorstand Herr Wirtschaftsprüfer Wilhelm Hahne als Kassenwart, Herr Michael Meyer als stellvertretender Vorsitzender, der auch die Pflege unser Web-Seite durchführt und Herr Dr. Stefan Hesse als Schriftführer. Besonders positiv ist auch die Rolle, die als dritter Vorsitzender Sönke Kosicki in unserem Vorstand übernommen hat. Als Kreisarchivar ist er auch für das hiesige Archiv für Heimatforschung und seine Bestände verantwortlich. Sein Bericht über die Arbeit des Kreisarchivs kann heute nicht erfolgen, der er zeitgleich auf einer Archivarsversammlung unterwegs ist. Sein Bericht wird im kommenden Jahr nachgeholt werden. Als wichtigstes Projekt hat er mir gestattet auf das Übernahmeangebot des Kreisarchivs für die Unterlagen der Gemeinden des Landkreises hinzuweisen. Einzelne Gemeinden und Kommunalkörperschaften wie die Stadt Rotenburg, die Samtgemeinde Zeven, und die Gemeinde Scheeßel betreiben bereits eigene Archive, deren Bestand davon nicht betroffen ist. Andere Körperschaften haben das Angebot, erfreut angenommen, das auch hier in den Rotenburger Räumen der Außenstelle des Kreisarchivs zu Zugängen führen wird. Die Pflicht für die Gemeinden zur Archivierung vor allem ihrer digitalen Bestände ergibt sich aus dem niedersächsischen Archivgesetz.
Als Beigeordnete sind Frau Dr. Luise Knoop aus Visselhövede, Frau Esther Meyer-Biemold aus Tiste und Herr Dr. Helmut Köster aus Rotenburg im Vorstand vertreten. Frau Meyer-Biemold ist auch im aktuellen Band wieder mit zwei Beiträgen präsent.
Die Bibliothek im Archiv für Heimatforschung wächst und ist über das im Internet aufrufbare Gesamtverzeichnis der Norddeutschen Bibliotheken erschlossen. Wir sind dem Landkreis dankbar für die Arbeitsmöglichkeiten, die uns im Archiv für Heimatforschung gewährt werden.
Die auf der letzten Mitgliederversammlung beschlossene Namens- und Satzungsänderung glaubten wir mit der notariellen Beglaubigung abgeschlossen zu haben. Vor drei Tagen erreichte uns der Brief des Amtsgerichtes, dass unsere Satzungsänderungen nicht ordnungsgemäß erfolgte, da wir eine dort vor 10 Jahren schon einmal vorgenommenen Änderung nicht berücksichtigt haben. Wir werden die Situation auf der nächsten Vorstandssitzung hoffentlich klären können. Da wir Satzungs- und Namensänderung nicht getrennt durchführen können, bleibt es vorläufig bei dem Vereinsnamen der Freunde des Archivs, der ja auf unsere Gründungsidee hinweist. Der neue Name sollte lauten: Verein für Regionalgeschichte Landkreis Rotenburg (Wümme) e.V. und sag deutlicher, welches unsere Vereinsbestreben bzw. der Anspruch an uns selbst ist. Wir haben ihn in der Annahme, dass die Änderungen ordnungsgemäß erfolgten, schon im Impressum des heute zu verteilenden Bandes verwendet.
Unser Vortragsprogramm beginnt in Anschluss an die Mitgliederversammlung mit dem Vortrag von Frau Dr. Beate-Christine Fiedler aus Stade zu den verdischen Rittersitzen, zu denen sie 2023 eine Buchveröffentlichung vorgelegt hatte. Wir haben sie gebeten sowohl zur Verfasstheit der Ritterschaft zu sprechen als auch ein Schwergewicht auf die im alten Amt Rotenburg gelegenen meist ehemaligen Rittergüter zu legen.
Im nächsten Jahr wollen wir die Veranstaltungen stärker aufleben lassen. Als Themen sind bereits zwei Filmabende vorgesehen. Einmal wollen wir den abendfüllenden Film, den der Landschaftsverband hat produzieren lassen, nach Rotenburg holen. Darin werden 15 Personen mit ihren Aktivitäten für die Kultur und Heimatarbeit in der Region des Landschaftsverbandes vorgestellt. Darunter ist auch ein Interview mit mir, für das u.a. auf unserer Vorstandssitzung gefilmt wurde.
Das andere Filmprojekt bezieht sich auf historische Filme der 1950er und 1960er Jahre, die jetzt vom Kreisarchiv gesichert wurden und dann zur Vorführung bereitstehen. Einige davon sind im Auftrag des Rotenburger Heimatbundes entstanden, andere auf private Initiative hin in Scheeßel und anderen Orten des Landkreises gedreht worden.
Ein anderes mögliches Vortragsthema resultiert aus einem meiner Beiträge in den neuen Rotenburger Schriften. Das Thema ist der Beginn des Autobahnbaus vor 90 Jahren und ein Streik im Baulager Gyhum, der als einer der größten Streiks in der Zeit des NS beschrieben worden ist, in der Region aber unbekannt bleib. Das Thema würde sich auch deshalb für einen Vortrag anbieten, da nur eine kleine Anzahl der zahlreich zu Verfügung stehenden Bilder im Beitrag selbst abgedruckt werden konnten.
Ich habe weiter einen Vortrag zum Thema: Schlafgelegenheiten in den historischen Bauernhäusern vorbereitet und bereits 6 mal an verschiedenen Orten in der Region gehalten. Auch für 2025 gibt es schon eine weitere diesbezügliche Verabredung.
Als Verein haben wir im Jahr 2024 teilgenommen an den Treffen der Museen und anderen Einrichtungen der Heimatpflege im Landkreis, die von Ellen Horstrup vom Bachmann-Museum Bremervörde organisiert werden. Auf der Ebene des Landschaftsverbandes organisiert ein solches Treffen der Museumsbeauftragte Herr Dr. Moritz Geuther; auch hieran haben wir teilgenommen. Durch die Berufungen von Hans-Joachim Turner und mir zu ehrenamtlichen Denkmalpflegern in den Nachbarkreisen Cuxhaven und Heidekreis hat sich unser Einsatz für die Hausforschung noch einmal intensiviert.
Unserem Mitglied Dr. Hennig K. Müller, der beruflich am Kreisarchiv tätig ist, gratulieren wir sehr zu seinem kürzlich erschienen großartigen Dissertation, die der Landschaftsverband als Buch von 1400 Seiten herausgebracht hat. Die Menge der dort verarbeiteten Akten und Literatur ist gewaltig und trotzdem ist es dem Autor gelungen, einen gut lesbaren Text daraus zu formen. Die Resonanz darauf in der Region ist riesig und die ersten örtlichen Buchvorstellungen waren fast überlaufen. Sie alle dürfen sich im übrigen darauf freuen, dass der Autor aus dem Themenumfeld seiner Dissertation ein Thema ausgeklingt hat und uns für die Rotenburger Schriften des nächsten Jahres zur Verfügung stellt. Der Titel lautet: „Wer welfisch stimmt, sprengt das Reich – Die Vorabstimmung zur Loslösung von Preußen vom 18. Mai 1924 und der Verfall der Deutsch-Hannoverschen Partei in den Kreisen Bremervörde, Rotenburg und Zeven“. Wir überlegen, ob wir zu diesem 100 Jahre zurückliegenden Ereignissen eine Wanderausstellung erstellen können, da sich Exponate und Informationen dafür geradezu anzubieten.
Zur 1000-Jahrfeier von Elsdorf und den Nachbardörfern, war ich als Vereinsvorsitzender eingeladen, den Festvortrag in der Elsdorfer Kirche zu halten. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt und mit der musikalischen Begleitung durch den Posaunenchor war es eine viel gelobte Veranstaltung geworden.
Schließlich möchte ich erwähne, dass mir am 17. Januar des Jahres das Verdienstkreuz am Bande verliehen wurde, um mich für mein ehrenamtliches Engagement auf den Feldern der Geschichtsforschung, Denkmal- und Heimatpflege auszuzeichnen. In einer schönen Feier hier im Saal habe ich den Orden von Landrat überreicht bekommen. Ich denk, dass Sie mir diese Nachricht verzeihen, bzw. sich mit mir freuen können, da Sie ja an vielen dieser Aktivitäten beteiligt sind und so quasi mitausgezeichnet wurden.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Dr. Dr. Wolfgang Dörfler